Behandlung
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Allgemein gilt, dass ADHS weniger als isolierte Fehlfunktion oder Defizit objektiviert werden kann, sondern als ein Störungskontinuum einer dynamischen Anpassungsproblematik für scheinbar einfache Alltagsaufgaben und Routineanforderungen. Nicht eine einzelne messbare Funktion ist also primär gestört, sondern vielmehr deren Regulation und Handlungsausführung im Alltag und deren soziale Integration. Die hohe therapeutische Bedeutung einer validen Diagnosestellung schafft verständlicherweise im klinischen Alltag das berechtigte Bedürfnis, die Diagnostik der ADHS zu »objektivieren«. Leider existiert aber – ähnlich wie für die meisten anderen psychischen Störungen – kein Testverfahren für den objektiven Beweis einer ADHS. Es handelt sich vielmehr um eine klinische Diagnose, die anhand der typischen Lebensgeschichte mit Beginn in der frühen Kindheit anhand von Eigen- und Fremdanamnese sowie einer Verhaltensbeobachtung im klinischen Alltag gestellt wird.
Bei jedem Patienten findet deshalb eine eingehende psychiatrische und psychologische Aufnahmeuntersuchung statt. Hier wird eine biographische Anamnese mit sozialer Entwicklung erhoben, sowie nach Stärken (Ressourcen) und besonderen Belastungsfaktoren gefragt. Selbstverständlich müssen fremdanamnestische Informationen (z.B. Eltern, Partner) und Vorberichte mit in diese Befragung einbezogen werden, wobei wir ausdrücklich Lebenspartner zu diagnostischen und therapeutischen Gesprächen in den Behandlungsprozess integrieren.
Anhand einer Screening-Diagnostik mit Fragebögen versuchen wir zunächst einen ersten Überblick über die Behandlungsrelevanz zu ermitteln und erheben dann anhand von Symptomlisten zur Selbst- und Fremdbeurteilung zusätzliche Informationen.
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- als Leitsymptom im Erwachsenenalter imponiert häufig ein Gefühl von Leistungsschwäche und Unfähigkeit gesetzte Ziele auch erreichen zu können
- stark schwankender Antrieb und Ausdauerfähigkeit, rasches Nachlassen der Anstrengungsbereitschaft
- neuropsychologische Auffälligkeiten im Bereich der Aufmerksamkeitssteuerung, im Zeitgefühl, in der Handlungsplanung und im Arbeitsgedächtnis (Exekutivfunktionen)
- Reizbarkeit, geringe Frustrationstoleranz, innere Ambivalenz und Probleme im Umgang mit Spannungen und Konflikten
- Schwarz-Weiß-Denken (dichotome Denkmuster)
- erhebliche Probleme bei Alltagsaufgaben und Routineabläufen
- Intoleranz von Langeweile, häufig auch als »Müdigkeit« oder scheinbare gedankliche Abwesenheit oder Minderbegabung gedeutet
- Gedankenrasen / »Chaos im Kopf«
- unklare vegetative Beschwerden, z.B. morgendliche Antriebsminderung, Kopfschmerzen, funktionelle Beschwerden
- Reizüberflutung und leichte Erschöpfbarkeit bei Licht, Lärm, Stress
- Müdigkeit / Apathie und sehr geringes Grunderregungsniveau bei häufiger Komorbidität mit weiteren Schlafstörungen
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Vielfach haben Patienten selbst bereits über Symptomlisten aus Büchern oder dem Internet selbst eine Verdachtsdiagnose auf ein ADHS-Syndrom gestellt. Dabei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass diese Fragebögen zwar relativ spezifisch typische Merkmale der ADHS abbilden können, jedoch weder beweisend noch ausschließend sind. Besonders problematisch ist dabei, dass aufgrund der in den diagnostischen Kriterien geforderten lebenslangen Beeinträchtigung gerade aus der eigenen Kindheit und Jugend Informationen benötigt werden, jedoch nur selten wirklich gute Erinnerungen an diese Zeit bestehen. Hier können Screeninginstrumente, wie der ASRS-Fragebogen (ADHS-Selbsteinschätzungsbogen für Erwachsene der WHO) eine erste Orientierung bieten, müssen aber unbedingt durch weitere Fremdbeurteilungsskalen, Fremdanamnesen oder aber Zeugnisse/ Gutachten aus der Kindheit gestützt werden.
Syndromtypisch ist die Selbstbeurteilung von ADHS-Patienten nicht besonders gut. Entweder werden aufgrund der lebenslangen Symptomatik die bestehenden Auffälligkeiten als normal angesehen oder aber durch defizitäre Selbstbeurteilungskompetenzen geprägt; oft fehlen aufgrund der Desorganisation und häufiger Wohnortwechsel zudem valide Unterlagen zur eigenen Kindheit und Ausbildung. Hier kann die international häufig eingesetzte Wender-Utah-Rating-Scale ein nur ansatzweise ausreichendes Hilfsmittel zur Erhebung einer entsprechenden retrospektiven Erhebung von Symptomen in der Kindheit sein.
Selbst- und Fremdbeurteilungsskalen für das Erwachsenenalter (z.B. Brown- ADD-Skala, Symptomliste für ADHS bei Frauen oder der CAARS-Fragebogen für ADHS bei Erwachsenen) helfen jedoch vielfach den Betroffenen syndromtypische Merkmale genauer zu hinterfragen oder im Zusammenhang mit der neurobiologischen Grundproblematik zu sehen.