Binge Eating Störung (BES)


Bei dieser Essstörung kommt es zu regelmäßigen Essanfällen mit einem Gefühl des Kontrollverlustes darüber. Die Betroffenen essen in einem begrenzten Zeitraum objektiv wesentlich mehr als die meisten Menschen unter vergleichbaren Umständen essen könnten. Tagebuchauswertungen zeigen, dass Essanfälle durch negative Affekte ausgelöst werden, Betroffene aber auch mehr Hungergefühl direkt vor Essanfällen angeben als in Zeiten ohne Essanfälle.


Zu den Diagnosekriterien gehören neben den wiederkehrenden Essanfällen mindestens 3 von 5 weiteren Verhaltensmerkmalen:


       - schneller essen als sonst

       - unangenehmes Völlegefühl

       - Leidensdruck wegen der Essanfälle

       - Häufigkeit: mindestens einmal pro Woche über 3 Monate

       - keine relevanten Gegenmaßnahmen zum Verhindern einer Gewichtszunahme


Der Schweregrad der BES wird (nach den S3-Leitlinien) bestimmt durch die Häufigkeit der Essanfälle, die Erkrankung kann aber schwerer eingeschätzt werden nach dem Ausmaß der Begleitsymptomatik:


       - mild:       1- 3  Essanfälle pro Woche

       - mittel:     4- 7  Essanfälle pro Woche

       - schwer:   9-13  Essanfälle pro Woche

       - extrem schwer:  14 und mehr Essanfälle pro Woche



Auslösende und aufrechterhaltende Faktoren:


Nach den S3-Leitlinien Essstörungen handelt es sich bei der Binge Eating Störung um eine komplexe psychische Störung. Sie kommt familiär gehäuft vor, Übergewicht oder Adipositas im Kindesalter mit der Entwicklung einer negativen Sicht auf den eigenen Körper sind prädisponierende Faktoren, ebenso wie allgemeine psychosoziale Risikofaktoren, kritische Lebensereignisse und Probleme im Bereich der Impulskontrolle. Bei etwa einem Drittel der von einer Binge Eating Störung Betroffenen liegt eine Adipositas vor. Der Verlauf dieser Essstörungserkrankung wird unbehandelt als chronisch und persistierend eingeschätzt. Psychotherapie führt zu deutlichen und stabilen Behandlungserfolgen.



Behandlungsziele:


·      Behandlung der Symptome der Binge Eating Störung (primäres Behandlungsziel: Essanfälle und

       essstörungsspezifische Psychopathologie reduzieren)

·      Behandlung weiterer psychischer Beschwerden (Selbstwert- und Scham­problematik, Affektregulation)

·      Behandlung komorbider psychischer Störungen (Depression, soziale Angst)

·      Rückfallprophylaxe/Psychoeduktion

·      Mitbehandlung von Übergewicht und Adipositas


Therapie:


-   Strukturierter, kalorisch reduzierter Essplan und Tagesstrukturierung zum Erreichen einer Abstinenz von den

     Essanfällen und infolge kontrollierte Gewichtsreduktion

-   Psychotherapieprozess (insbesondere KVT) zur Auseinandersetzung mit den Kernsymptomen der Essstörung

-   ausführliche Persönlichkeitsdiagnostik v.a. auch zum Ausschluss einer komorbiden ADHS 

-   Mitbehandlung (auch medikamentös) psychischer Begleiterkrankungen (Depression, Angststörungen, ADHS,

     Persönlichkeitsstörungen, PTBS)